Naheliegend eigentlich auch mal über die Kurse zu schreiben, die ich während des Auslandssemester belege. Da das Semester nur noch effektive 4 Uniwochen (anschließend kommen dann die Klausuren) hat, will ich das mal noch kurz vor Toresschluss nachholen. Da sich die deutschen Übersetzungen meiner Kurse sehr stolprig anhören, behalte ich die Originalnamen mal bei.
International Communication
Ein PR-Kurs! Hilfe! Hier gilt es PR-Kampagnen zu analysieren (ich habe in meinem Assignment die Adidas-WM-Kampagne von 2010 gewählt), Reden für Menschenrechtskongresse zu schreiben oder aber einen PR-Plan für unsere Uni für eine Bildungsmesse im Vietnam zu entwickeln. Insgesamt sehr sehr anspruchsvoll, arbeitsintensiv, aber auch abwechslungsreich.
Communication and Thought
Das ist eigentlich mein einzig einfacher Kurs. Der ist generell eher für Studienanfänger gedacht und bringt uns bei, wie man Essays schreibt oder wie man debattiert. Nächste Woche gibt es eine Debatte, wo man nach festgelegtem Ablaufplan zwei gegen zwei ein Thema debattiert und das Publikum (die restlichen Kursteilnehmer) von seinen Argumenten überzeugen muss. Ich habe das große Glück, dass ich gegen die These, dass man den Medien nicht trauen kann, argumentieren darf. Das wird sicherlich ein Riesenspaß. Etwas blöd nur, dass mein Mitstreiter ganz und gar nicht der Meinung ist und sich sehr schwer tut gegen seinen eigentlichen Standpunkt zu argumentieren. Aber bis Donnerstag werde ich ihn schon überzeugt haben, dass wir Recht haben.
International Politics: An Australian Perspective
Hier gehts um australische Außenpolitik und Politik im Pazifikraum. Ein anspruchsvoller Kurs, was vor allem daran liegt, dass ich mich in diesem Politikgebiet vorher genau 0,0 auskannte. Man bekommt ja in deutschen Medien auch nur in Ausnahmefällen mal etwas von dieser Region mit. Nach sieben Uniwochen gab es im Tutorium dieses Kurses übrigens eine Feedbackrunde zum Niveau des Kurses. Dass europäische Studenten ein paar Anlaufprobleme haben, klingt ja nachvollziehbar. Aber dass auch fast sämtliche australische Studenten den Kurs schwer finden und sogar zugaben, dort kein großes Wissen zu besitzen, sollte bei Politikstudenten doch eher nicht sein.
Introduction to Indigenous Sociology
Erschreckend. Das ist das Wort, was ich mir in diesem Kurs bisher am häufigsten gedacht habe. Die Eingeborenen (Aborigines) haben in Australien eine wirklich unglaubliche Geschichte hinter sich, geprägt von Rassismus in allen Varianten. Sie wurden Opfer von Massakern und bis in die 1960er/1970er Jahre wurden sie in Reservaten quasi eingesperrt, ihnen die Kinder weggenommen und in weiße Familien gegeben. Alles mit dem Ziel sie zu assimilieren. Das ist bis heute noch nicht gelungen. Benachteiligungen in verschiedensten Bereichen führen beispielsweise dazu, dass sie eine im Schnitt um 12 Jahre kürzere Lebensweratung haben als die restlichen Australier. Auch in diesem Kurs fällt auf, dass große Teile der Studenten wenig Wissen über die Geschichte Australiens mitbringen - lange Zeit waren die dunklen Kapitel der Vergangenheit kaum Teil der Schulbildung.
Dazu wurde mir übrigens vor Kurzem noch eine (wahre?) Geschichte erzählt. Und zwar fuhren zwei Australier nachts mit ihrem Auto durchs Outback. Plötzlich gibt es einen leichten Knall und sie rollen über ei Hindernisn auf der Straße. Zu klein um ein Känguru zu sein. Im nächsten Ort (mitten im Outback soll man auf keinen Fall anhalten, weil man dann überfallen wird) halten sie an, melden den Vorfall dem Policeofficer. Der meint dann nur, als er den Schaden begutachtet (und das Blut unterm Auto sieht), sie hätten großes Glück gehabt, dass es kein Känguru gewesen sei. Dann wäre das Auto mehr zerstört worden. Wahrscheinlich wäre es ein Aborigine gewesen, der auf der Straße geschlafen hätte. Er würde sich aber bald darum kümmern: "I will clean it up tomorrow."
Montag, 11. Oktober 2010
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Die Geschichte mit dem Aborigine ist ja schon schlimm genug, aber dein kleiner Zusatz raubt mir jetzt etwas von meinem Australienbild. Man muss nur auf der Landstraße anhalten und wird schon überfallen?
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