Klausur: Introduction to Indigenous Australia
Datum: 15.11.2010, Uhrzeit: 4.30 pm, Ort: Sports Stadium
Diese Daten konnte man online abrufen. Die Dozenten dürfen uns nämlich das Datum von Klausuren nicht nennen. Es ist nämlich offenbar schonmal passiert, dass eine Dozentin ein falsches genannt hat. Am richtigen ist dann keiner erschienen, die Klausur musste wiederholt werden. Selbst in Australien eine bürokratische Katastrophe.
Klausur also im Stadion? Naja nicht ganz, nach kurzer Recherche stand fest: alle Klausuren werden in der Sporthalle geschrieben. Aber auch da dürfte ja genug Platz für jeden sein. Doch selbst die australischen Studenten, im Semester nicht als absolute Pünktlichkeitsfanatiker aufgefallen, fanden sich bereits gut 20 Minuten vor Klausurbeginn vor der Halle ein. Kaum dort angekommen, sorgte eine Megaphonansage circa 35 Zentimeter neben mir für taube Ohren und die erste Ernüchterung. „Weder Tasche noch Essen darf mit in die Halle reingenommen werden, nur Getränk, Stifte und Ausweis.“ Die Ansage wurde alle 3 Minuten wiederholt. Also keine Banane, keine Energie, keine Konzentration.
Für die Taschenannahme war aber immerhin ein Sicherheitsdienst vor Ort. Hm, hoffentlich bekomme ich die nachher auch wieder. Vor deutschen Fußballstadien versteckt die der Sicherheitsdienst ja mal gerne so, dass er sie selbst nicht mehr wiederfindet. Keine Zeit zum Überlegen, schon die nächste Ansage: „Jeder muss sich in die Schlange seines Kurses vor einer Tür anstellen.“ Bei insgesamt 3 Kursen, die gleichzeitig schreiben, herrschte kurze Verwirrung wer denn wo hin muss. Vor der Tür gab es dann eine Platznummer zu ziehen. Endlich drin. Ich war jedoch noch keine 4 Schritte auf der Suche nach meinem Sitzplatz vorwärts gegangen (davon gab es ca. 500), da wurde ich wieder gestoppt. Ich hatte vorher extra schon das Etikett meiner Trinkflasche in mühevoller Kleinarbeit abgefriemelt, weil nur durchsichtige Flaschen erlaubt waren. Damit aber nicht genug. „Das durchsichtig bezog sich auch auf das Getränk selbst.“ Das erklärte mir einer der zwei Damen neben der Tür, die offenbar jeden Studenten von Kopf bis Fuß inspizierten. Fehlte nur noch, dass meine Eintrittskarte eingerissen und ich auf Wurfgeschosse durchsucht wurde. Also auch keine Cola (Light!), kein Koffein, keine Energie. Immerhin sagte mir die Dame, dass ich nur die Hand heben müsste und direkt ein Glas Wasser gebracht bekäme. Wunderbar.
Den Platz fand ich dann immerhin dank Ausschilderung recht schnell. Pro Tisch zwei Stühle, zwei Studenten. Meine erste Amtshandlung war es meine Nachbarin zu inspizieren. Leider keine Brille, aber ansonsten konzentrierter Blick und gerade Sitzhaltung. Könnte vielleicht mehr wissen als ich. Leider auch Auslandsstudentin. Immerhin Amerikanerin, also englischsprachig. Mehr ließ sich allerdings nicht rausfinden. Die nächste Megaphonansage ließ nämlich nicht auf sich warten: „Ihnen ist nicht erlaubt sich zu unterhalten! Hüte, Kappen, Handy, Schlüssel bitte auf den Boden legen. Und NICHT REDEN.“ Hm doof, ich hatte natürlich eine Kappe auf, um meine Klausur später mit der meiner Sitznachbarin unauffällig vergleichen zu können. Kappe also auf den Boden, Geldbeutel aus der Hosentasche auf den Tisch um mich später ausweisen zu können. Keine zehn Sekunden später kam jedoch die nächste Aufseherin angesprintet: „Geldbeutel auch auf den Boden!“ Ja sicher, immer wieder gerne.Danach war mal eine Minute Ruhe bis zur nächsten Ansage: „In Kürze beginnt die Lesezeit. In den zehn Minuten darf KEIN Wort geschrieben werden.“ Das war immerhin schon vorher bekannt, auch wenn mir der tiefere Sinn verborgen bleibt.
„Die Lesephase ist beendet. Sie dürfen schreiben.“ Endlich schreiben. Zwei Stunden Klausur, gar nicht mal so schwer. Zum Schluss wollte ich dann die Ergebnisse des Multiple-Choice-Teils (macht 50% aus) mit meiner Nachbarin vergleichen. Auch ohne Kappe. Aber auch ohne meine Sitznachbarin. Die packte nämlich sofort ihre Sachen zusammen und gab ab.
Zur allgemeinen Information: Alle meine drei Klausuren zählen 30% der Gesamtnote – ein Witz also im Vergleich zu Deutschland, wo es insgesamt eigentlich generell mindestens 75% sind – oft sogar 100. Die Sicherheitsmaßnahmen sind jedoch „etwas“ geringer. Aber dort schreibt man ja auch nicht im Stadion.
Dienstag, 16. November 2010
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