Sonntag, 17. Oktober 2010

Das ist anders - Teil 1

Man öffnet die Tür, tritt ein und es stinkt. Der Geruch zieht von unten hoch. Die Bodenfläche besteht größtenteils aus Teppich, der offenbar seit mehreren Jahren nicht vernünftig gereinigt worden ist. Bei jedem Eintreten prallt man jedes Mal aufs Neue wieder zurück. Ein unüberriechbares Kennzeichen der hiesigen Discoszene. Dies ist nur zu umgehen wenn man dermaßen alkoholisiert ist, dass man gar nichts mehr merkt/riecht. So war unser norwegischer, sehr trinkfester Freund Jone nach vier Wochen (und bestimmt 6 Clubbesuchen) auch äußerst überrascht und unwissend als wir uns über dieses Thema unterhielten.

Sonntagnachmittag. Der Fernseher läuft, Menschen schlachten sich gegenseitig ab, man sieht das Blut aus den Körpern hervorquillen. Kein Schnitt, kein Jugendschutz. Alltag im australischen Fernsehen.
Außerdem hält man im TV offenbar ebenso wenig von Pünktlichkeit wie bei den Bussen. Wenn also eine Sendung für 8.30 angekündigt ist, schaltet man mittlerweile gewohnheitsgemäß den Fernseher fast zehn Minuten später an und ist immer noch zu früh dran.
Und ein letztes Schmankerl noch: Hier läuft Donnerstag Abends immer Komissar Rex. Und zwar die ganz alten Folgen mit Tobias Moretti in der Hauptrolle (das war er von 1994-1998). Natürlich auf Deutsch mit englischen Untertiteln. So bekommt man öfters auch mal Hunger auf eine Wurstsemmel, die Rex ja besonders gerne mag.

Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären. Von einer guten deutschen Bratwurst kann man hier nur träumen. Zwar wird in regelmäßigen Abständen auf dem Campus gegrillt; der fade, leere Geschmack der Gratis-Würstchen lässt einen jedoch spätestens nach zweimaliger Kostprobe lieber hungern. Als wir vor einigen Wochen beim Riverfire-Festival in Brisbane waren (mit unglaublich gutem Feuerwerk und sogar einem Düsenjet) gab es dort einen “German Bratwurst Hut”. Angeboten wurde die Bratwurst mit Sauerkraut - nichts für mich, aber das verbindet man ja überall mit Deutschland. Die Wurst war dann auch die erste wirklich Vernünftige hier in Australien.

Zum Schluss noch ein Update in Sachen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. In australischen Supermärkten gibt es einen Angestellten, der sich den ganzen Tag darum kümmert Einkaufswagen einzusammeln. Und zwar werden die Wagen nicht etwa vor dem Supermarkt abgestellt, sondern (da man kein Pfand bezahlt) bringt sie jeder Australier bis zu seinem Auto, lädt sie aus und lässt sie dann einfach stehen. So begegnet man verlassenen Einkaufswagen dann ab und an auch mal Kilometer vom Supermarkt entfernt.













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6 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Gastbeitrag zu den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen:

    Hier in Mexiko gibt es an sehr vielen Parkplätzen Menschen, die mit einem Tuch und einer Trillerpfeife (bei Nacht auch Taschenlampe) anderen Menschen helfen einen Parkplatz zu finden und sie beim Ein- und Ausparken dirigieren.

    Auch, wenn der Supermarkt nur 5 Parkplätze hat.
    Auch, wenn 70 Prozent der Parkplätze frei sind.
    Auch, wenn man 15 M. Platz zum Einparken hat. Auch, wenn an der Straße meilenweit kein Auto in Sicht ist...

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  3. Hommage an G.G.

    Sonntagnachmittag. Der Fernseher läuft, Menschen schlachten sich gegenseitig ab, man sieht das Blut aus den Körpern hervorquillen. Kein Schnitt, kein Jugendschutz. Alltag im australischen Fernsehen - jedoch nicht für Jeffen Stüngst.
    So wie Stüngst geht es vielen Deutschen im Land der Kängurus. Sie werden vom Leben in der Käseglocke in den harten australischen Alltag geschmissen, sehen Grausamkeiten im Fernsehen und im täglichen Leben, sehen Jobs, die womöglich ihre persönliche Zukunft darstellen - eine reizvolle Alternative zum Taxifahrer und beginnen frustzuessen. Nach Tagen ohne wirkliche Beschäftigung und mit vollgeschlagenem Bauch, wartet Stüngst jeden Donnerstag sehnsüchtig auch die Wurstsemmel, die er sich, sollte sich die Gelegenheit ergeben, auch aus einem verlassenen Einkaufswagen mitnehmen würde. Wuff, ein Leckerli fürs Ungschterl.

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  4. Ganz großes Tennis! Sowas können auch nur streikende Studenten zustande bringen! Aber was soll G.G. heißen?

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  5. Falls du mit streikenden Studenten mich meinst, von mir kommt der Unfug da oben nicht! Vielleicht wars Hagens Lisa.
    Mich würde allerdings auch mal interessieren, wer G.G. ist. Vielleicht Günter Gleim?

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  6. :D Lisa, du bist meine Feature-Königin...

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